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am Vorabend des Volkssturms mit ihrem damaligen Oberkommandeur Milorad ‚Legija’ Lukovic
getroffen, um einen Nichtangriffspakt zu schließen.“
Glücklicherweise existieren auch Selbstzeugnisse von Djindjic über seine guten Kontakte, und die-
ses Glück verdanken wir keinem Geringeren als dem Rüstungslobbyisten Moritz Hunzinger. Der
wiederum scheint seinen Klienten weniger Glück zu bringen, wie schon der Karriere Scharpings
(„Fötengrill-Rudi“) anzusehen ist: wie gewonnen, so zerronnen. Auch Djindjic erfreute sich Hun-
zingers Fürsorge und Honorare, und selbst im serbischen Wahlkampf im Dezember 2000 trat Hun-
zinger höchstpersönlich als Kundgebungsredner für Djindjic in Leskovac auf – und übergab ein
Wahlgeschenk, für das die RWE und die Marseille-Kliniken des gleichnamigen „höchst umstritte-
nen Unternehmers und Hobbypolitikers“ (Manager-Magazin 1-2003) der „Schill-Partei’’ zusam-
mengelegt hatten. Einer von Djindjics hoch dotierten Auftritten in Hunzingers Politischem Salon
am 29.11.2001, vor den Spitzen der Rüstungsindustrie, Hunderten Bundestagsabgeordneten, Dut-
zenden Regierungsvertretern, Bundeswehrgenerälen und Geheimdienstchefs, beschert uns als Ab-
fallprodukt ein Pressegespräch, von dem die Frankfurter Neue Presse vom 01.12.2001 zunächst das
Demokratieverständnis des Demokraten verdeutlicht:
„’Wir haben in Serbien ein Autoritäts- und ein Machtzentrum, wir haben dabei die Macht’, sagt
Djindjic im Gespräch bei der Hunzinger Information AG. Als das demokratische Oppositions-
Bündnis DOS im Herbst 2000 daran gegangen sei, Milosevic zu stürzen, habe man jemanden ge-
braucht, der beim ganzen Volk Autorität besaß, das sei Kostunica gewesen. Man habe dessen Be-
deutung zunächst einmal bewusst ‚aufgeblasen’, doch nach Regierungsantritt (…) sei klar, wer die
Macht in Serbien habe: die Regierung Djindjic und nicht Kostunica.“
Die sensationellste Offenbarung des Pressegesprächs im Hause Hunzinger war jedoch Djindjics
Einlassung auf die Frage nach der Elite-Polizeieinheit der „Roten Barette“, über die mitgeteilt
wird: „Er habe durchaus auch eine gewisse Sympathie und Achtung für diese Truppe, die immerhin
vier Kriege mitgemacht und schließlich Milosevic im März auch verhaftet und ausgeliefert habe.“
Die guten Kontakte zu Legias Einheit beschränkten sich also keinesfalls auf den Staatstreich am 5.
Oktober 2000, auch beim Kidnapping des früheren Präsidenten Milosevic und dessen vom Verfas-
sungsgericht untersagten Entführung nach Den Haag funktionierten sie als Djindjics Spezialtruppe!
Einige Tage vor Djindjics Ende berichtete die Süddeutsche Zeitung vom 28.01.03 unter dem wun-
dervollen Titel „Djindjics Freunde in Himmel und Hölle“ über einen Ljubisa „Cume“ Buha, „Boss
einer im Drogenschmuggel führenden Bande im Belgrader Vorort Surcin“. Er hat sich „aus dem
Ausland bei Belgrader Zeitungsredaktionen und Fernsehstationen gemeldet, um zwei nicht minder
kontroverse Persönlichkeiten aus dem serbischen Mischmilieu von Unterwelt, Polizei und Politik
schwerster Verbrechen zu beschuldigen … und bot sich nun als Zeuge prominentester Entführun-
gen und politischer Auftragsmorde an, die sein ehemaliger Pate Dusan Spasojevic genannt „Dule“
und der frühere Kommandant der Geheimdienst-Spezialtruppe „Rote Barette“, Milorad Lukovic
genannt „Legija“, zu verantworten hätten.“ Konkret nannte er „die Entführung des seit der Zeit vor
der Wende verschwundenen Milosevic-Vorgängers Ivan Stambolic und zwei fehlgeschlagene
Mordanschläge auf den Oppositionsführer Vuk Draskovic“. Die Gesprächigkeit war wohl ange-
spornt worden, nachdem auf „Cume“ im „vorigen August ein Mordanschlag verübt und Ende ver-
gangenen Jahres Asphaltierungsmaschinen in die Luft gesprengt worden waren, mit deren Mono-
polbesitz seine Firma lukrative Regierungsaufträge erlangt hatte.“
Am 12.03.03 zog Die Welt das höfliche Fazit: „Um Milosevic zu entmachten, watete Djindjic ent-
schlossen im Morast der Belgrader Unterwelt“. Und zum demokratischen Umgang mit seinen
„Partnern“: „Als Galionsfigur war Kostunica vorgeschoben, während Djindjic alle Fäden in der
Hand hielt. (…) Djindjic griff durch, um den Rivalen kalt zu stellen: (…) Im Mai 2002 ließ Djind-
jic dann die Hälfte von Kostunicas Abgeordneten wegen angeblicher Faulheit aus dem Parlament